Das verschenkte Herz: Kapitel 1

  

  

  Es war einst ein wahrlich goldener Herbst: Die letzten wärmenden Strahlen der Sonne fielen auf das migamagische Land, als unter den frühen, glitzernden Sternen das bunte Laub auf das satte Gras fiel. Die Luft duftete nach Blattwerk, Erde und Äpfeln. 
 An einem besonders lauen Abend, während der Mond sein sanftes Licht über die orange-, gold- und rotgefärbten Blätter der Bäume schickte, begegneten sich auf dem Herbstfest auf einer großen Wiese Odette und Eustace.

Anfangs sahen sie sich, während jeder an seinem Gläschen Wein nippte, nur schüchtern an. In Odettes Augen lag ein Glitzern, in Eustace Augen ein Funkeln. Es war, als würde Magie sprühen, als sich ihre Blicke trafen und sie einander in die Augen blickten. 
Odette fasste sich ein Herz und sprach den schlicht gekleideten, zurückhaltenden Mann an. Und kaum das er ihren Gruß erwiderte, war es ganz so, als wäre ihr Schicksal bereits besiegelt.

Sie verbrachten einen zauberhaften Abend zusammen. Das Herbstfest lud geradezu dazu ein, an den Ständen innezuhalten, einen kleinen Plausch zu führen, und sich abschließend noch auf einen Schlummertrunk in die ansässige Schenke "Zum tanzenden Miro" zu begeben.
 Ihre Unterhaltung war zwar wortkarg, aber ihre Blicke sprachen Bände. Was auch immer sie sich erzählten, es kam aus der Tiefe ihrer Herzen. Es war beiden so, als kennten sie sich schon ein Leben lang. Es gab keine Geheimnisse zwischen ihnen.

Als auf dem Fest schließlich zur letzten Runde ausgerufen wurde, konnten - und wollten - die beiden sich nicht trennen. Der Abend war irgendwie verzaubert, einfach magisch. Es war, als läge ein Zauber in der Luft, der sich allein auf diese beiden einsamen Herzen gelegt hätte; ein Prickeln und Bizzeln, das sich ihrer angenommen hatte.

 Und als sie sich ein wenig abseits der Festivität nebeneinander setzten und in das seicht glitzernde Mondenlicht schaukelten, trafen sich nicht nur ihre Blicke, sondern ganz zaghaft auch ihre Hände.