Freitag, 27. Oktober 2023

Das verschenkte Herz: Kapitel 3

 

  So strichen die Jahre ins Land, und obwohl die beiden nie viel sprachen, wussten sie stets genau, was der andere empfand. Ihre Liebe zueinander war unzerbrechlich und immer ehrlich. Sie liebten einander so, wie sie waren: 
Eustace, der einfache, schweigsame Mann, der mit dem Minimalistischsten schon zufrieden war; und Odette, die ein ausgeprochen feinfühliges Händchen für alles Empfindsame hatte, und somit immer von Leben umgeben war.

Eines Tages - es war einer ihrer Jubeltage, auch wenn beide aufgehört hatten sie zu zählen - fuhren sie mit einem kleinen Boot hinaus. Es war wieder Herbstzeit, und sie besuchten eine unbekannte Insel, die einiges an Romantik versprach.


Doch noch ehe sie vom Fest zur märchenhaften Seite der Insel übersetzen konnten, geschah das Unfassbare:
Ein riesiger, ein bedrohlicher, ein dunkles Grollen aussoßender Drache stieß auf ihr Boot nieder und griff Odette! Sie schrie noch...


... doch dann war sie schon fast verschwunden. Eustace war fassungslos. Er rief:


... doch der Drache hatte Odette bereits verschleppt und war mit ihr, sie in seinen Klauen haltend, in der Ferne verschwunden.

Eustace wusste nicht, was er machen sollte. Sollte er hier warten, immerzu in der Hoffnung, das der Drache seine Geliebte zurückbringen würde? Oder sollte er nach Hause zurückkehren und jegliche Hoffnung aufgeben, seine wundervolle Odette jemals wiedersehen zu können? Oder sollte er sie gar suchen? Und wenn ja, wo und wie?

Eine Weile verharrte er. Er verkroch sich in einem der Wagen, die nach Ende des Herbstfestes leer standen, und zog sich in seine Gedankenwelt zurück.
Nach einiger Zeit - ob nun Wochen oder gar Monate vergangen waren, wusste er selbst nicht zu sagen - kehrte er schweren Herzens nach Hause zurück.

Doch ein dunkler Schatten lag über seinem Heim. Die Blumen waren verdorrt, die Tiere entflohen, und das Haus war dunkel, still und leer. Odettes Lachen fehlte ihm, ihr zwitscherndes Geplapper, das Klappern der Kannen und Eimer, wenn sie Blumen hineinpflanzte. Er wagte kaum, das Licht zu entfachen, wollte nicht mehr in den Garten gehen, und blieb oft tagelang einfach nur in dem Sessel sitzen, der neben ihrem Lieblingssessel stand. Hier hatten sie sich in kalten Winternächten gegenseitig die Hände gewärmt.
 Ins Bett wollte Eustace gar nicht mehr. Die Decke roch nach dem Duft ihrer Haut, das Kissen nach dem blumigen Aroma ihrer Haare, und er dachte daran, wie sie stets die Füße an die seinen gerieben hatte, um sie zu wärmen. So schlief er auf dem Sofa. Ein unruhiger Schlaf zumeist, in denen ein roter Drachen ihn besuchte und ihn höhnisch verlachte.


Die Zeit blieb nicht stehen, und das Fleckchen Land - einst von Leben und Lachen erfüllt - verkümmerte mehr und mehr. Eustace beschloss, ein neues Leben zu beginnen. Er schloss die Haustür nicht ab, sondern ging einfach fort. Er wollte nie mehr hierher zurückkehren. All das bedeutete ihm nichts mehr, jetzt, da Odette verloren war. 



Er suchte sich ein kleines, unbewohntes Stückchen nahe eines Waldes. Ein kleiner Bach floss hier, und mit dem Sammeln von Pilzen, Früchten und ein paar Eiern von einem Huhn, das ihm zugelaufen war, hielt er sich gut über Wasser. Mehr brauchte er nicht. Er zimmerte sich einen kleinen Wagen, der ihn vor Wind und Regen schützte, und versuchte nicht mehr an die Vergangenheit zu denken. So war das Leben an sich gar nicht schlecht. 




3 Kommentare:

  1. Oh weh, was wird wohl aus dieser wunderbaren Liebe, hoffentlich kommt bald die Fortsetzung! LG Miro

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    1. ja, die beiden sind so süss! Ich hoff das alles gut geht! 💔

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  2. Ohhh nein! Das ist sooo traurig! 😭 Da muss ich weinen.... bitte mach, das die beiden wieder zusammen kommen! 😢

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