Mittwoch, 21. Dezember 2022

Verhexte Weihnacht: Kapitel 12

 

12. Ausgetrickst!

Hier waren wir also wieder: Grimalda, die mit ihrem größenwahnsinnigen Lachen über ihrer überdimensional großen Kugel schwebte, Drachlinge und Feen um sich versammelnd, während wir vier uns wieder im Schatten an den Wänden entlang drückten.
Ich trat als erste aus dem Schatten, direkt und offen auf Grimalda zu. Anfangs beachtete sie mich nicht. Ihre Art uns zu zeigen, das wir ihr total schnurze waren.
"Hallo nochmal!" rief ich ihr entgegen. Keine Reaktion. "Haaallooo! Hören kannst du aber schon noch gut, angesichts deines Alters, oder?"
"WAS WILLST DU WÜRMCHEN?" donnerte sie mir entgegen; von ihrer Überheblichkeit war kein Funke gewichen.
"Wir hörten von einem Drachen. Einem Urdrachen..." Ich textete sie ein bißchen voll: Kalwarion hier, Deko-Klau dort, Schuppenfund hin, Nebel her. Und in dieser Zeit, in der sie mir ihre Aufmerksamkeit schenkte, manifestierte Pony mit seinem unvergleichlichen Zaubertalent nicht nur ein paar sehr butterhaltige Kekse, über die die Drachlinge herfielen, sondern entsandte gleichzeitig seinen Besen Rowena, der nun in wilden Kreisen um die Hexe flog. Schneller und schneller, mit schabernäckischen Spielereien ausgestattet. Rowena liebte es, alles und jeden zu verhexen, wenn auch nur für kurze Dauer. Doch für eine Ablenkung sollte es reichen. Die Düsterfeen verwandelten sich aufgrund von Rowenas Verwandlungszaubereien in kleine Blümchen, Sternchen, Glöckchen und andere niedliche Formen und flogen überrascht - und wohl aufgeweckt aus ihrer Hypnose - auseinander. Die Drachlinge fraßen sich an den fetten Cookies so satt, das sie sich für ein Nickerchen einfach auf den Boden plumpsen ließen. Grimalda schwebte auf und ab, mehr ab als auf, und fuchtelete wild mit den Armen, um den irre gewordenen Besen zu vertreiben, als wäre er eine lästige Fliege.
  Das gab Cowboy und Braka Zeit, sich unter ihr zu positionieren. Cowboy nahm Braka auf die Schultern, der geschickt balancierte und an ihrem Kleid rupfte. Derweilen ich weiter munter vor mich hinplapperte: das ich Hunger hatte und Durst; das ich müde war und es in ihrem Haus eigentlich irgendwie langweilig fand; das sich mal jemand zum Putzen herablassen könnte und das es wenig Unterhaltung gab. Auch einen Gähner baute ich noch ein, der die Hexe so richtig auf die Palme zu bringen schien.
"LASS MICH IN RUHE, DU WICHT!"
"Wichteline, bitteschön!" sagte ich voller Stolz.
"DU GEHST MIR AUF DEN NERV! SCHWEIG STILLE!" Wow, konnte die brüllen!
Ich zuckte demonstrativ und übertrieben die Schultern, unauffällig (so hoffte ich) auf die beiden Balanceure schielend.
Als Braka mir das Zeichen gab, das sie etwas von Grimalda in der Hand hatten - und ja, du kannst das wortwörtlich nehmen - verabschiedete ich mich von der schwebenden Unschönheit. Pony rief seine Rowena zurück und wir huschten Richtung Ausgang.


Man sollte meinen, das eine so mächtige - oder sich jedenfalls für so übermächtig haltende - Hexe etwas mehr Selbstvertrauen an den Tag legen würde und nicht so leicht über's Ohr zu hauen wäre. Ich erkläre mir die folgenden Ereignisse so: die Gute war einfach übermüdet und total ausgelaugt von ihrer eigenen Bösartigkeit, das sie in ihrer Arroganz gar nicht mehr mitbekam, was um sie herum geschah.
Wir suchten nun die große Küche des Hauses auf. Hier, endlich, konnten wir einen Moment unsere müden Knochen ausruhen. Immerhin waren wir schon eine halbe Ewigkeit (oder mehr) in dem Anwesen unterwegs. Stress pur! Braka reinigte uns etwas Wasser, Cowboy ließ derweilen auf der Anrichte ein paar Pflänzchen wachsen. Ach ja, stimmt, du kennst sein Talent noch gar nicht: er ist ein wahrer druidischer Künstler, ein Pflanzenflüsterer nämlich um genau zu sein. Wie ich dem Drachischen mächtig bin, so beherrscht er die Sprache aller Pflanzen - selbst der unbekannten floralen Lebewesen, die wir hier auf dem Anwesen fanden. ( check hierfür Kapitel 9!)
So konnten wir uns einen wohltuenden, köstlichen Kräutertee zubereiten, der uns entspannte und uns neue Kräfte verlieh. Brakalasa durchstöberte die Küche und fand Mehl. Aus dem frischen Wasser und dem Mehl knetete er ruckizucki - und ganz ohne Zauberei - Teig, den er binnen weniger Minuten in einer Pfanne zu einem herrlich duftenden Brot buk.
Auch Gemüse machten wir ausfindig. Gemeinsam legten wir Hand an, schnippelten das Gemüse klein und konnten uns einen herrlich duftenden, aromatischen, überaus leckeren Eintopf kochen. 
Als Nachtisch zauberte uns Pony einen leckeren Apfelkuchen. Aaah, so süß!
Und so legten wir erstmal ein kleines Päuschen ein. Wohlverdient, meinst du nicht?

So, nun aber zurück zum Geschäft! 
  Braka und Cowboy hatten Grimalda nicht nur etwas von ihrem lodderigen Zwirn entwendet, nein, Braka hatte sogar ein paar Haare der Hexe erwischt. Ich hatte ja schon früher erwähnt, das hier mal jemand hätte putzen können! Irgendwie war alles ein wenig schäbig und schmuddelig, so also auch der Hexes Kleid.
Nach der körperlichen Stärkung waren wir auch mental wieder frisch. Pony manifestierte einen Kessel, Braka mixte aus unterschiedlichen Formeln einen Trunk, zu dem Cowboy die neuartigen, uralten Pflanzen beisteuerte. 

  Und was machte ich, die Rübe, wirst du vielleicht fragen? Nun, ich habe den Jungs nicht einfach nur faulenzerisch zugesehen, nein, in dieser Zeit nahm ich Kontakt zu meinem Drachen RedFred auf, der alle Drachen, die sich in der Nähe aufhielten, mobilisieren sollte. Wir würden ihre Unterstüzung für das (so hoffte ich inständig) "Grande Finale" mit Sicherheit dringend benötigen.


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