Donnerstag, 22. Dezember 2022

Verhexte Weihnacht: Kapitel 13

 


13. Hinter dem Kamin ist vor dem Kamin

Zurück in Grimaldas gigantischem Gewölbe. Hast du dir auch schon denken können, nicht wahr? Jaaaa...

Es schien so, als hätten die Drachlinge zu viel von Ponys Keksen gefuttert. Die meisten lagen wild auf einem Haufen über- und untereinander. Grimalda schwebte weiterhin über ihrem monströsen Nebel-Globus und lachte und kicherte wie nicht mehr ganz lullu. 
Die Jungs nahmen Stellung ein, währenddessen ich angestrengt Verbindung zu meinem Drachen hielt. Es war nicht leicht, in Bildern zu sprechen, auch wenn sich das echt einfach anhören mag. Denn während ich mit ihm kommunizierte, sprach er mit weiteren Drachen, die wiederum ebenfalls mit anderen Kontakt aufnahmen. Ich fühlte die Schweißperlen mein Gesicht hinunterlaufen. Puh, was eine Anstrengung!
Und von da an überschlugen sich die Ereignisse (jetzt gut aufgepasst!):

Pony ließ ein Leiter entstehen; Braka kletterte sie hinauf; Cowboy rannte um die Kugel herum, hemmungslos mit den Armen fuchtelnd; sprang in die Höhe; rief Grimaldas Namen; Braka kippte den Trank über Grimaldas Arm; sprach eine Zauberformel (hier kann ich nur "nuschel nuschel, murmel, blubberbla" wiedergeben); die Düsterfeen, wieder in ursprünglicher Gestalt, knabberten an Brakas Hut; bissen und kniffen ihn in die Arme; Cowboy stolperte über seine eigenen Füße; fiel hin; rappelte sich auf; Rübe hielt den Atem an; Braka verscheuchte die Feen; Pony zauberte ein paar Funken, die er vor Grimaldas Gesicht aufstieben ließ; grelles Licht; alle geblendet; Braka wankte auf der Leiter; Cowboy fuchtelte mit den Armen und hüpfte wieder; Braka kippte mit der Leiter um; Pony manifestierte ein Kissen; Braka fiel daneben; autsch!; Alchemietäschchen kullerte in den Raum; Grimalda lachte; Pony schickte Rowena; Rowena zupfte an Grimaldas Haaren; Rübe schwitze; Braka kam wieder auf die Beine; keine Leiter mehr da; Pony machte wieder Funken, diesmal blau; alle geblendet (wieder); Cowboy schrie: "Fang mich doch!"; Grimalda sichtlich genervt; Pony zauberte wieder eine Leiter; Braka wieder rauf; wieder Gemurmel; noch mehr vom Trank, diesmal über die Kugel; Rübe schwitzte noch mehr...

  Dann erbebte das gesamte Gewölbe. Ein ungeheuerliches Getöse war zu vernehmen. Die Wände hallten und wackelten, als wollten sie fliehen. Alles zitterte und vibrierte.
Und diesmal hielt sogar Grimalda inne. Die winzigen Düsterfeen verpufften, einfach so waren sie verschwunden, in Luft aufgelöst. Grimalda sank hinab, bis ihre Füße fast den steinernen Boden berührten. Es schien, als wäre ein großer Teil ihrer Kraft aus ihr gewichen. Selbst ihr wallendes Haupthaar wirkte plötzlich schlaff und kraftlos. 
An der hinteren Mauer - die uns bisher mehr oder minder verborgen gelieben war, da dieses riesige Gemäuer in absolute Dunkelheit getaucht war - hörten wir wieder dieses Stein-auf-Stein-Geräusch, doch diesmal in einer urgewaltigen Lautstärke, das es einem so richtig Getöse im Kopf verursachte. Die Steine barsten auseinander, zerschmetterten und zerschellten auf dem Boden, Staub stob auf, und wir erstarrten - den Blick allein und nur auf das gerichtet, das sich uns gleich darbieten sollte:
Ähm... nichts! 

Es war scheint's reisig, und vor allem war es laut, aber da war nur Nichts, das sich mit dieser brachialen Gewalt seinen Weg durch die Mauern bahnte. Doch dann - jetzt schau genau hin! - begann die Luft zu schwirren und schimmern, und nach und nach materlialisierte sich ein Drache von riesigen Ausmaßen, von unvorstellbarer Größe und mit einer Kraft, wie sie nie zuvor bei einem Drachen jemals gesehen worden war, der die Gewölbemauer durchbrach. Seine Schuppen waren von einem nie geahnten Rot, leicht glitzernd, umwoben von einem seichten Schimmern und Funkeln. Sein Blick war hell und klar, und schien den ganzen, noch so großen Raum in einem umfassen zu können. Seine Klauen waren so mächtig, das er eine ganze Stadt darin hätte halten können.
"Kalwarion!" flüsterte ich ehrfürchtig. Ja, so einen Drachen konnte man wahrlich Drachen nennen! Hui, was für ein Prachtstück!
Wir nahmen uns an den Händen, als hätte unser letztes Stündlein geschlagen.

"DU!" schmetterte der Drache in Richtung Grimaldas. "DU!" 
Er trat näher an die Hexe heran, die nun gänzlich zu Boden gesunken war und dort auf wackeligen Beinen verharrte.
"DU HAST MICH SCHON VIEL ZU LANGE GEKNECHTET!"
Ich konnte seinen Zorn spüren. Ich fühlte all die Pein, der er in vielen Jahrhunderten ausgesetzt war. 
"Er stand unter ihrem Fluch!" zischelte Braka verblüfft.
"Ja," nickte ich, "und er mochte das gar nicht! Er hat wirklich gelitten."
"Du willst mir doch jetzt nicht erzählen, das er eigentlich gar kein Böser ist, oder, Rübe?" warf Cowboy mir einen grimmigen Blick zu.
"Doch," tuschelte ich zurück, "genau das!"
Und - nun glaub' es oder nicht - eben in diesem Augenblick ertönte unsägliches Getrampel und Getrappel, Gesurre, Geknurre, Gebrumme und Gequakte vom Gang vor dem Kamin her.
"Die Drachen kommen!" sagte Pony und rollte die Augen. 
"Wie immer: sehr unauffällig, die alte Bande!" fügte Braka hinzu.

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