Samstag, 10. Dezember 2022

Verhexte Weihnacht: Prolog & Kapitel 1

 


  Die Sonne ging auf über dem Tal und es brach ein ganz gewöhnlicher Tag in Klein- Biberede an... Halt! Moment! Was erzähl ich denn da? So ein Quatsch! Es war weder Tag, noch war irgendetwas von dem, was nun folgt, gewöhnlich! Aber zuvor:

Komm' doch ein bißchen näher! Noch näher! Noch näher! Ups, so nah nun auch wieder nicht.

So hier, ein Schneeball für deine Stirn, damit die Beule nicht zu dick wird, und ein heißer Kakao für's Herz. Setz dich hin und mach' es dir gemütlich, denn das, was ich dir jetzt erzähle, wird eine Weile dauern.


1. Das Deko-Desaster

Die Nacht lag samtig weich über unserem kleinen, eingeschneiten, kuscheligen Dorf. Der Mond stand silbrig glitzernd am Firmament und schaute gütig auf die miramagischen Wesen hinunter. 
 Ich war aufgewacht, weil ich etwas klimpern hatte hören können. Noch ehe ich in meine Schluppen geschlüpft war, pochte es auch schon lautstark an meine Haustür. 
"Rübe! Rübe, mach auf!" rief Old Cowboy mit seiner tiefen, leicht brummigen Stimme. 
"Komm Rübe, beeil dich!" krakelte jetzt auch Pony Winchester, der nicht für seine große Geduld bekannt war.
Ich war schon etwas grummelig, so mitten in der Nacht von draußen her angebrüllt zu werden, schlurfte zur Tür und öffnete. Das Knarren durchdrang nur linde das Geschrei, das sich vor mir abspielte. Denn nun hatte sich auch Brakalasa, der Pilzebub, zu den beiden Schreihälsen gesellt, und brüllte ebenso lautstark. Hmm, hatte wohl das Memo für den nächtlichen Brüll-Contest verpasst.
"Jungs," sagte ich und hob beschwichtigend die Hände. "Jungs!" Doch die Kerle hörten einfach nicht auf, so rumzukrakelen. "JUNGS, CONTENANCE!" rief ich laut dazwischen. Mit einem Schlag war es ruhig. Na also, geht doch!
"Jetzt immer der Reihe nach, was ist denn los?"
Die drei fuchtelten wild mit den Armen durcheinander, und jeder plapperte munter vor sich her. Pony deutete nach oben, Braka nach unten und nach links, Cowboy zeigte wirr in alle Richtungen.
Ich seufzte.
"Also gut, irgendwas ist passiert. Pony, du zuerst."
"Ich habe was gehört. Es war richtig laut. Oben, am Himmel. Hörte sich an wie ein richtig mächtig großes Flugwesen!"
"Und ich hab' Gebimmel und Geklingel gehört!" fuhr Braka dazwischen.
"Und ich hab' Getrampel gehört, Gebrumm und ein Scheppern!" gab Cowboy zum Besten.
Tiefes Seufzen meinerseits. Ich nickte, hob die Hand, damit die anderen warten sollten, und kehrte in mein Haus zurück. Es war bitterkalt, und in meinem Schlafanzug wollte ich nun wirklich nicht vor die Tür. Also schnell in eine winterlich-warme Montur, und zurück zu den völlig aufgewühlten Bewohnern.

Wir liefen das ganze Dorf ab, und der Anblick, der sich uns bot, rief pures Entsetzen in jedem von uns wach: all unsere wunderschöne, weihnachtlich-festliche Dorfdekoration, jedweder Baumschmuck, alle Lichterketten, jede Holz- und Strohfigur, alles, wirklich alles, war weg! Ein paar kleinere Bäumchen waren ganz schief und leicht verknickt, als hätte jemand mit grober Gewalt an ihnen gezerrt. Die komplette Ernte war verdorben, die Pflazen braun. Alles war düster und dunkel und ein leichter Nebel zog auf. Ach, was sag ich, leicht! Immerhin stand er uns schon fast bis über die Knie. 
"Oh nein!" rief ich aus, völlig entsetzt. "Was ist denn hier nur passiert?"


Die Drachen - RedFred, Misses, Leo und Vielfraß - waren ebenfalls aufgebracht. Sie schnaubten und surrten, knurrten und quakten wild durcheinander. Es war ein Kanon der Übellaunigkeit, der in meinen Ohren widerhallte.
"Das ist doch die absolute Höhe!" rief Braka. 
"Da fehlen mir glatt die Worte!" sagte Pony entrüstet.
Cowboy brummte nur. Kein gutes Zeichen.
"Wer kann denn sowas Fieses nur getan haben? Einen mitten in der Nacht überfallen und all die Deko und Lichter stehlen?" fragte ich in die Runde.
Leo, Brakalasas Drache, murrte und surrte etwas. Ich runzelte die Stirn.
"Was sagt er denn?" wollten die drei wissen.
Um geneigtem Zuhörer zu erklären: ich habe ein angeborenes, inniges Verständnis für alle Drachen jedweder Art. So darf es dich nicht verwundern, das ich die Drachensprache, allgemeinhin als 'Drachisch' bekannt, fließend spreche und verstehe.
"Leo sagt - und wie ihr euch denken könnt, stimmen die anderen ihm zu - das ein unsichtbarer, gigantischer, ihnen völlig unbekannter Drache unser Dorf überfallen hat."
Wie vom Donner gerührt starrten die Jungs mich an.
"Ein... ein... ein unsichtbarer Drache?" stotterte Pony.
"Ein total fremder Drache?" fragte Braka entgeistert.
"Gigantisch?" warf Cowboy ein.
Ich nickte. 

Da ich nicht wusste, was wir jetzt tun sollten, wollte ich erstmal noch ein paar Stündchen schlafen. Mit einem frisch ausgeruhten Kopf denkt es sich ja doch besser. Ich beschwichtigte also die Drachen, sang den Jungs noch ein Schlafliedchen, und so gingen wir alle wieder in unsere Häuser und Betten.


2 Kommentare:

  1. sehr interessant... bin gespannt wie es weiter geht....

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  2. ... oder vier ausgeruhten Köpfen. 😁 Aber Rübe heißt ja nicht umsonst Rübe!^^ Ich liebe diese Geschichte jetzt schon. Ist das arrogant? Bin gespannt, wie ich mich weiter verhalten werde... ob ich überhaupt zu was nutze bin? 🤣

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