Mittwoch, 14. Dezember 2022

Verhexte Weihnacht: Kapitel 5

 


5. Der nächtliche Erkundungsflug

Nachdem wir ins Dorf zurückgekehrt waren, traf uns der Schlag: mittlerweile war alles Grau-in-grau: unsere schönen Häuser, die Bäume, ja selbst der Schnee hatte eine gräuliche Färbung angenommen. Auch die Kleidung in den Behausungen, ja selbst die Tiere auf den Feldern und Weiden, das Heu, Stroh und selbst das Essen... als hätte jemand einen Pinsel geschwungen und nur eine einzige Farbe gehabt: nämlich Grau. Nicht sehr einfallsreich, schoss es mir ein wenig säuerlich durch den Kopf. 
Da wir nichts unternehmen konnten, ehe wir nicht Klarheit hatten, was denn wirklich geschehen war, machten wir es uns bei mir im Wolkenschloss einigermaßen gemütlich. Ich muss schon gestehen, das es sich seltsam anfühlte, dieses triste Grau. Nicht nur mir schien es so zu ergehen, denn auch die Jungs waren bedrückt und seltsam still. Keiner von uns wusste etwas zu erzählen. Nicht schön, das.


Die erste Nacht der Urkundungsflüge war angebrochen. Die Drachen hatten sich entschlossen, die Schwärmer-Form anzunehmen, da ihre Augen sich besonders gut an die Dunkelheit anpassen können. Die jeweiligen Alchemisten und Magier der Dörfer hatten - mithilfe von Brakalasa, der legendär ist für seine innovativen alchemistischen Formeln - einen Zauber entwickelt, der die ausgesandten Drachen mit einem seichten Schein umgab und so die Reichweite ihrer Sehkraft verstärkte. Zudem fiel es so den Flügelwesen leichter, einander in dem mittlerweile nahezu undurchdringlichen Nebel wiederzufinden. Schließlich sollte ja keiner verloren gehen!
 Und so stoben sie in die Höhe und flogen davon. Man konnte ihnen leider nicht lange nachsehen. Doch ihre majestätischen Flügelschläge spürte man noch einige Sekunden später. Viel Glück auf die Reise!

  Es schien eine endlos lange Zeit zu vergehen. Wir wissen ja, Drachen nehmen die Zeit anders wahr, und leider sind sie auch ein wenig wie Schuhfanatiker auf Shopping-Tour: sie bummeln schon mal gerne rum. Gleich wie wichtig oder dringlich eine Aufgabe erledigt werden muss, wenn sie zu zweit oder mehreren unterwegs sind, gibt es kaum ein Halten mehr. Es wird geschnattert und geschnackt, das es auf keine Kuhhaut mehr geht. Seufz.
 Und so wurden Brakalasa, Cowboy, Pony und ich mit voranschreitender Stunde immer nervöser und hibbeliger. Braka lief auf und ab, Cowboy zerkaute mindestens zehn Strohhalme, und Pony zwirbelte seine Haare, das er bald ganz lockig war. Auch ich fühlte die Unruhe fast unerträglich in mir aufkeimen. Um uns abzulenken, schaltete ich die Fernsehapparatur ein. Doch hier gab es nichts, das unsere Gedanken in eine andere Richtung hätte lenken können: rauf und runter, auf allen Kanälen, liefen Nachrichten und Berichterstattungen über den immer dichter werdenden, unheimlichen, alles grau-färbenden Nebel.



Der Morgen dämmerte schon unter dem Nebel, als endlich eine Nachricht von Vielfraß kam: die Drachen kehrten in die Dörfer zurück! Für einen Moment schien ein Aufatmen durch das Land zu gehen. Doch es war nur von kurzer Dauer, denn was die Drachen zu berichten hatten, ließ kaum Spielraum für Hoffnung.




2 Kommentare:

  1. man ist das spannend... wie viele Teile sind es denn?

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    1. Bis zum 24.12. geht täglich ein Kapitel online. Insgesamt also 15 Kapitel. 💖

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