Montag, 12. Dezember 2022

Verhexte Weihnacht: Kapitel 3

 


3. Eine kleine Geschichte der Drachenzeit

Brakalasa, unser Pilzebub, ist bewandert in jedweder Form der Alchemie. Er ist ein wahrer Zauberkünstler, wenn es um Tränke und Mixturen geht. So gab er mir ein Pülverchen, das mich beruhigen sollte. Denn, wie ihr mitbekommen habt, hatte mich Freds Bericht ganz schön heftig mitgenommen!
Nachdem ich mich nun gefasst hatte, gab ich wieder, was er über die Drachenschuppe erzählte:

"Als das Land noch wild und dunkel war, und es noch keine Dörfer und Städte gab, lebten die Drachen in großen Gemeinschaften zusammen. Anfangs waren die Sippen für sich, doch mit der Zeit - im Laufe der Jahrtausende - mischten sie sich bunt durcheinander. Die amphibischen und echsenartigen Drachen, die Sternen-, Schwärmer- und Ätherdrachen, die dunklen und hellen, die kleinen und großen, die Windschlangen und Magmadrachen... alle lebten miteinander in Harmonie und freudvollem Frieden. Nur ein Drache wollte an all dem nicht teilhaben. Einer der ältesten und größten Drachen, die je existiert hatten: Kalwarion, der Urdrache. Seine Haut war von dunkelroter Farbe, undurchdringbar hart, und von einem glitzernden Schimmern umgeben. Er war erhaben über jede Form des Spaßes oder Schabernacks, zu dem die anderen Drachen neigten, und wollte mit keinem von ihnen etwas zu tun haben. Auf seinen nächtlichen Streifzügen über die Täler konnte man oft nur seine riesenhaften Schwingen als monströsen Schatten über die Stätten der Drachen gleiten sehen, begleitet von einem kaum hörbaren Surren und einem furchteinflößenden, eisigen Windstoß, wenn er einen Flügelschlag tat.
Der Legende nach war er einer der wenigen Drachen, die alle urzeitlichen Zauber beherrschten, somit konnte er nicht nur seine Gestalt in eine andere Form verwandeln, nein, er konnte auch alchemistische Zauber sprechen in alten, vergessenen Sprachen.


Was aus ihm geworden ist, weiß niemand, denn eines Tages war er einfach verschwunden... "

Wir saßen einen Moment in ehrfürchtigem Schweigen beieinander. Diese Geschichte musste sich erstmal setzen. Schließlich ergriff Pony das Wort:
"Also konnte er die Natur verändern mit seinen Zaubern?"
"Und er konnte wohl auch andere Drachen verzaubern, was doch sonst nicht möglich ist," raunte Brakalasa.
"... und Pflanzen wachsen lassen in größter Hitze und bei eisiger Kälte..." warf Cowboy leise ein.
Ich nickte: "Scheint so. Und wie es aussieht, ist er wieder da."
"Und hat unsere ganze Deko gezockt!" maulte Pony, der sich schnell wieder gefasst hatte.
"Ja!" 
"Ja, genau!" 
"Richtig!" schimpften jetzt die anderen.
"Jungs, Jungs!" sagte ich beschwichtigend. "Wir müssen eine Lösung finden. Wenn es wirklich Kalwarion war, dann haben wir es hier mit einem wirklich heftigen Gegner zu tun. Da nutzt uns alles Meckern und Fluchen nichts. Gegen so ein Zauberwesen kommen wir allein doch gar nicht an."
Ich seufzte und spürte, wie sich die Verzweiflung in mir breit machte. Und das durfte ich als Dorfälteste natürlich nicht zeigen.
Stille trat ein. Braka starrte in seinen Kaffee, Pony zwirbelte gedankenverloren an seinem Haar, und Cowboy kaute geistesabwesend auf einem Halm herum. Es war schon fast unheimlich, das keiner der Kerls ein Wort sagte. So kannte ich sie gar nicht. 

"Wir müssen eine Versammlung der Drachen einberufen," sagte ich und hieb vorsichtig und ganz leise mit der Faust auf den Tisch. Immerhin wollte ich ja nicht auf mein Käsebrot kloppen.



2 Kommentare:

  1. Huiuiui, na, was diese Versammlung wohl ergibt? Ich sag nur: Drachen! 🐲 Genial! Ich freu mich so auf das nächste Chapter! 🤩

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🤩 Wow! 👏 Danke für deinen Kommentar! 🥰